Hamfast der Abenteurer
„Mit
diesem Haferbrei hast du dich selbst übertroffen, lieber Hamfast!“ lobte
Taurfaron. Galadhion, der sich soeben eine Portion der Köstlichkeit in den Mund
geschoben hatte, nickte zustimmend. Kauend.
„Ja
wißt ihr, eigentlich mag ich ihn lieber, wenn er ein wenig über dem Feuer
geschmort hat.“ Hamfast hob in einer bedauernden Geste die Hände. „Aber Herr
Celeborn hat mir nicht erlaubt, eines anzuzünden.“
„Ich
finde, er schmeckt auch so ganz ausgezeichnet“, verscheuchte Galadhion die
Trübsal des Kleinen, nachdem er mit einer betont genießerischen Miene den
Bissen hinuntergeschluckt hatte.
Die
drei ungleichen Männer saßen am Rand der kleinen Lichtung, auf der das
Elbenheer das Nachtlager aufgeschlagen hatte. War das ein Wiedersehen gewesen!
Hamfast hätte am liebsten auf der Stelle angehalten und ein Festmahl
zubereitet. Da sie jedoch in Eile waren und Herr Celeborn nur eine kurze
Unterbrechung des Ritts erlaubt hatte, hatte er sich damit begnügen müssen,
seine beiden Freunde mit einer ausführlichen Schilderung seiner Erlebnisse zu
begrüßen. Dies tat er in der ihm eigenen ulkigen Mischung aus Ernsthaftigkeit
und Humor und so detailliert, daß er noch lange nicht am Ende seiner Geschichte
angekommen war, als sie den Ort erreichten, an dem sie jetzt ihr Lager
aufgeschlagen hatten.
Dann
hatte die Bereitung und natürlich der Genuß des Nachtmahls wie üblich seine
ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen.
Die
beiden Waldelben waren ehrlich froh darüber, den kleinen Mann unversehrt und
munter gefunden zu haben. Nach der Ankunft der Taube hatten sie zwei Wochen
vergeblich auf ihn gewartet und waren ihm schließlich voller Sorge
entgegengeritten. Sie hatten die Furt des Bruinen noch immer überflutet
gefunden und waren auf ihrer Suche, mit einer Kombinationsgabe, die ihnen nur
allzu deutlich den Respekt der Hochelben eingebracht hatte, schließlich in
Eregion angekommen.
Hamfast
fuhr sich zum Abschluß seiner Mahlzeit genüßlich mit der Hand über das runde
Bäuchlein und streckte zufrieden die kurzen Beinchen aus. Seine Finger tasteten
nach dem Tabaksbeutel und der Pfeife, und als diese gestopft war und die ersten
Rauchkringel über das Lager wehten, blickte er ihnen nachdenklich hinterher,
als wollte er dort den verlorenen Gesprächsfaden wiederfinden.
„Wo
war ich stehen geblieben? Ach ja, richtig. Die Entfrauen.“ Er schob mit dem Fuß
einen spitzen Stein zur Seite, der ihn in seiner Bequemlichkeit behindert
hatte. „Ihr seid ihnen nicht begegnet? Das ist schade. Sehr schade. Sie hätten
euch gefallen! Wißt ihr...“ Im Plauderton erzählte er so fort und seine Freunde
lauschten geduldig schmunzelnd jeder kleinsten Kleinigkeit, die der Hobbit zu
erzählen wert hielt.
Dabei
kam es ihm natürlich überhaupt nicht in den Sinn, daß es Dinge geben könnte,
die die beiden vielleicht nicht hätten erfahren sollen. Celebrimbor, der als
erster bemerkte, wo diese Erzählerei hinführen würde, warf seinem Gegenüber
einen fragenden Blick zu. Doch Celeborn winkte ab.
„Ich
kenne die beiden Waldelben aus Elronds Berichten. Wir können ihnen vertrauen“,
beruhigte er ihn. „Was mir hingegen Sorge bereitet ist, daß unsere Boten noch
nicht zurückgekehrt sind. Wir haben beinahe die alte Waldstraße erreicht.“
„Es
sind fast 200 Wegstunden von dort bis zu Thranduil und wieder zurück“,
widersprach Celebrimbor. „Bedenke, daß sie ihre Pferde vermutlich zurücklassen
mußten. Selbst wenn sie bis zum Waldrand geritten sind wie der Wind, brauchen
wir sie nicht vor einer Woche zu erwarten.“
Mit
einem nachdenklichen Nicken, stimmte Celeborn dieser Überlegung zu.
„Bis
dahin müßte dann auch Durin mit seinen Zwergen aufgeschlossen haben“, rechnete
der Noldo kurz nach. „Wenn Thranduil sich nach deinen Wünschen richtet - und das
ist ein großes Wenn - könnten wir sie von drei Seiten einschließen.“ Er zupfte
sich konzentriert eine Tannennadel aus einem seiner langen geflochtenen Zöpfe.
„Wahrscheinlicher
treiben die Naugrim sie uns mit ihrem lauten Gestampfe ohnehin in die Arme“,
griente Celeborn boshaft. „Oder zumindest sorgen sie damit für ausreichend
Ablenkung.“
„Und
du behauptest immer, Zwerge seien zu nichts zu gebrauchen!“ feixte Celebrimbor.
Sein Gesprächspartner zuckte nur in einer ironischen Manier die Schultern.
Ausnahmen bestätigen die Regel, schien er ausdrücken zu wollen, sagte aber
nichts.
„Soo
groß war er!“ krähte Hamfast gerade von nebenan, wobei er Daumen und
Zeigefinger so weit wie möglich spreizte um seine Worte zu verdeutlichen. Es
dauerte einige verwirrte Augenblicke, bis die Herren Eregions begriffen, daß er
seinen Zuhörern von dem Hirschkäfer erzählte, den er an einem sonnigen
Nachmittag auf einem runden Stein sitzend, das Geweih den wärmenden
Sonnenstrahlen entgegenstreckend, entdeckt hatte. Die beiden Waldelben staunten
artig „Ah!“ und „Oh!“ und Hamfasts Augen leuchteten, als wären sie ebenfalls
zwei blankgeputzte Kieselsteine.
„Vielleicht
gelingt es seinen Freunden, ihn davon zu überzeugen, nach Hause zu reiten“,
schlug Celebrimbor vor. „Unser Weg muß uns doch ganz nahe an seiner Heimat
vorbeiführen. Wir sollten mit ihnen darüber reden.“
„Versuchen
kannst du es. Doch würde ich mir keine allzugroße Hoffnung machen. Du hast ihn
gehört. Er möchte nicht zurückgelassen werden. Ich glaube, es war ihm ganz ernst
mit diesen Worten.“
„Natürlich
war es ihm ernst“, nuschelte Celebrimbor und seufzte. „Er weiß nicht, was ihm
bevorsteht. Er denkt, es sei ein Abenteuer, mehr nicht.“
„Ich
glaube, er weiß ganz gut, worauf er sich einläßt“, widersprach Celeborn. „Er ist
schon einmal in diesem Wald gewesen, im Auftrag des Hohen Königs.“
Überrascht
schaute der Noldo auf. Das war ihm neu. „Im Auftrag Gil-galads? Wie kommt das?“
„Wenn
man Herrn Hamfasts Worten glauben soll, so war es wohl eher ein
Mißverständnis.“ Celeborn schmunzelte. „Gil-galad sandte damals eine kleine
Gruppe kampferfahrener Leute zu König Thranduil. Einen Vanya, einen Noldo,
einen Sindar, einen Menschen und einen Zwerg. Hamfast wollte sich ihnen
zunächst nur anschließen, um in seine Heimat zu reisen.“
„Ein
sehr durcheinandergewürfeltes Häuflein. Warum schickte er nicht seine eigenen
Männer?“
„Das,
mein Freund, mußt du den Hohen König selbst fragen“, lachte Celeborn leise. „Er
tat es schließlich auch, als keiner der Genannten zurückkehrte.“
„Was
ist aus ihnen geworden?“
„Das
weiß niemand. Nicht einmal Herr Hamfast. Er erzählte, daß sie wohl unter
mancherlei Gefahren tatsächlich am Großen Grünwald angekommen sind.“ In groben
Zügen gab er seinem Gefährten Hamfasts Erzählung über die seltsame Dunkelheit und
die Schläfrigkeit, die sie alle überkommen hatte, wieder.
„Hast
du Durin darüber informiert?“ erklang Celebrimbors ehrlich besorgte Frage. Er
kannte des Freundes Groll gegen das Zwergenvolk nur allzu gut. Aber sollte er ihm
eine so wichtige Mitteilung vorenthalten haben? Das bezweifelte er dennoch.
Celeborn
machte eine wegwerfende Handbewegung, lenkte dann aber sogleich begütigend ein:
„Das war nicht nötig. Herr Hamfast hat ihn ausführlich davon in Kenntnis
gesetzt.“
Eine
lange Zeit herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern, während dessen sie
mit halbem Ohr der munteren Erzählung Hamfasts lauschten. Hin und wieder
huschte ein Schmunzeln über ihre Züge, wenn der Hobbit dabei eine Begebenheit
weitschweifig schilderte, der sie selbst kaum Beachtung geschenkt hatten.
„Ein
sonderbarer kleiner Kerl ist das!“ murmelte Celebrimbor schließlich. „Was
meinst du, ob alle seine Leute so...“ Der Elb suchte nach dem richtigen Wort,
fand es nicht und führte den Satz unvollständig zu Ende: „... sind wie er?“
„Nein,
das glaube ich nicht“, überlegte Celeborn. „Wenn ich ihn richtig verstanden
habe, reisen die anderen Mitglieder seines Volkes wenig. Erinnerst du dich an
die Beschreibung der Straßen und Wege, die nicht existieren, weil niemand sie
benutzen würde?“
Der
Andere lachte leise. „Richtig.“ Er schien mit der Antwort seines
Gesprächspartners trotzdem nicht zufrieden zu sein, denn er legte seine Stirn
in nachdenkliche Falten. „Ich dachte auch weniger an seine Reiselust, als an seine...
Körpergröße“, setzte er schließlich zögerlich hinzu. „Man könnte fast meinen,
er wäre eher ein Zwerg als ein Mensch, und dennoch gleicht er auf keine andere
Weise den Kindern Belegols.“
Nein,
das konnte man tatsächlich nicht behaupten, stimmte Celeborn dem Noldo
innerlich zu. Doch da er keine Antwort auf dieses Rätsel wußte, zog er es vor,
zu schweigen.
Die
Nacht verlief ohne Zwischenfälle, und am nächsten Tag erreichten sie endlich
die Große Waldstraße. Celebrimbor hatte am Morgen tatsächlich mit den beiden
Waldelben gesprochen. Taurfaron und Galadhion stimmten ihm zu, daß es das Beste
für den Kleinen wäre, nach Hause zu reiten, doch kaum hatten sie versucht, ihn
davon zu überzeugen, hatte dieser sich schmollend abgewandt.
Taurfaron
seufzte. Mit ungutem Gefühl betrachtete er den Rand des Großen Grünwaldes. Er
trat hier ganz dicht an die Südstraße heran, der sie seit Tagen gefolgt waren.
Bereits einige Male zuvor hatte ihn beim Anblick dieses Waldes ein seltsames
Gefühl überkommen. Dunkelheit. Zorn. Eine bedrohliche Atmosphäre, ging von
diesen Bäumen aus, wie er sie noch nie zuvor empfunden hatte. Taurfaron war in
dunklen, alten Wäldern aufgewachsen. Wäldern, mit alten, knorrigen Bäumen. Mit
unwegsamem Unterholz und dichtem Laub, durch das kaum ein Sonnenstrahl
hindurchdrang. Wäldern, die ihre eigenen Geschichten erzählten, wenn man nur
richtig hinhörte. Er lebte in einem solchen Wald. Und er liebte ihn.
Doch
dieser Wald war anders. Krank, hatten die Lórinandelben ihn genannt. Feindlich,
war die Beschreibung, die Taurfaron passender erschien. Doch ob diese
Feindseligkeit sich gegen die Elben oder jedes Lebewesen richtete, vermochte er
nicht zu sagen.
Leise
war Hamfast neben seinen Freund getreten. „Bist du mir böse, weil ich so
kindisch reagiert habe?“ fragte er besorgt.
„Nicht
doch!“ Taurfaron lachte kameradschaftlich. „Du bist es wahrscheinlich leid,
aufgrund deiner geringen Körpergröße ständig unterschätzt zu werden.“ Er
zwinkerte ihm aufmunternd zu.
„Oh,
nein, das ist es nicht!“ Hamfast klang ungewöhnlich ernst, und der Waldelb zog
darüber verwundert die Luft scharf ein. „Weißt du, es ist mir, als hätte ich
hier noch etwas zu erledigen. Als müßte ich wahnsinnig werden, würde ich es
nicht tun. Vielleicht werde ich niemals erfahren, was damals geschehen ist,
aber...“ Er zuckte hilflos die Achseln und dann fand sein Hut ganz von selbst
den Weg in seine ihn nervös knetenden Hände. „Wenn ich jetzt nach Hause reite,
werde ich nie erfahren, ob ich es nicht doch vielleicht herausgefunden hätte,
wenn du verstehst, was ich meine.“
Taurfaron
legte dem Kleinen die Hand auf die Schulter und nickte bestätigend. „Ich
verstehe tatsächlich, was du meinst, mein Freund! Entschuldige, wenn ich deine
Beweggründe falsch eingeschätzt habe. Du hast recht. Und ich werde nicht wieder
versuchen, dich zur Umkehr zu überreden.“
Hamfast
strahlte den großen Elben von unten herauf glücklich an. „Großartig! Und jetzt
sag mir, was du von diesem Wald hältst. Ist er nicht eben so düster wie dieser Ausläufer
vor Lindon, durch den wir im letzten Frühjahr geritten sind? Ob die Bäume hier
sich ebenso miteinander unterhalten?“ erkundigte er sich eifrig.
Taurfaron
wiegte den Kopf. „Er ist auf eine andere Art düster. Doch ich weiß nicht, wie
ich dir das beschreiben soll.“ Und er versuchte es auch gar nicht, denn er
wollte Hamfast nicht noch mehr beunruhigen. Ein Blick auf die Reisegefährten
zeigte ihm deutlich, daß die Elben aus Eregion seine Bedenken teilten.
Galadhion
starrte den Wald mit ausdrucksloser Miene an, aber seine Augen glänzten in
heller Freude. Erst jetzt erkannte Taurfaron, daß der junge Elb ganz
offensichtlich anderes im Sinn hatte, und nur rein zufällig in Richtung der
Bäume gewandt stand. Seine Mundwinkel zuckten und verzogen sich langsam zu
einem anzüglichen Grinsen.
Das
war Hamfast nicht entgangen, und bei seiner schnellen Auffassungsgabe hegte er
gleich einen Verdacht, sowohl für das verträumte Gehabe des einen als auch die
Heiterkeit des anderen Elben.
„Wie
geht es eigentlich Frau Tindómerel?“ erkundigte er sich höflich bei Galadhion.
„Du mußt sie unbedingt von mir grüßen, wenn du sie das nächste Mal
wiedersiehst!“
Der
junge Elb schreckte aus seinen Gedanken auf, als er so unverhofft auf die
Person seiner in der Ferne verweilenden Gedanken angesprochen wurde, und wußte
zunächst nichts auf die Bitte des Kleinen zu antworten, der ihn mit großen,
treuherzigen Augen von unten herauf anblickte, als erwarte er eine detaillierte
Beschreibung des Befindens der genannten Dame. Er nickte zögernd.
Jetzt
rief Celeborn zum Aufbruch. Als sie Tage später endlich den Elbenweg
erreichten, die kürzeste Verbindung zum Waldelbenreich, war die allgemeine
Stimmung nicht zum besten. Deshalb waren einige Elben dazu bestimmt worden,
hier mit den Pferden zurück zu bleiben, und obwohl sie unter anderen Umständen
wohl weniger Eifer für diese simple Aufgabe gezeigt hätten, waren die dafür
Bestimmten offensichtlich zufrieden mit ihrem Los.
Hamfast
hatte bereits alles, was er mitzunehmen gedachte, aus den Satteltaschen genommen
und in seinem Rucksack verstaut. Bôr stupste ihn so nachdrücklich mit dem Kopf
in die Seite, daß der kleine Mann fast das Gleichgewicht verlor und einige
Schritte zurücktaumelte. Dann schnaubte das Pony verängstigt, legte die Ohren
zurück und bleckte die Zähne. Hamfast tätschelte ihm beruhigend den schönen
Hals.
„Ich
weiß, mein Junge. Aber hab’ keine Angst. Du mußt nicht wieder mit hinein.“ Er
versuchte ein unbefangenes Lachen. „Du hast diesen Wald auch nicht vergessen,
richtig?! Mach dir keine Sorgen. Du bleibst hier bei deinen großen Verwandten,
und ich komme so bald wie möglich wieder zurück. Dann reiten wir nach Hause!“
versprach er dem treuen Tier.
Als
sie aufbrachen, strahlte die helle Mittagssonne von einem klaren, wolkenlosen
Himmel. Hamfast verhalf seinem Rucksack mit einem gezielten Schwung zur
richtigen Lage und beeilte sich, mit den weitausgreifenden Elben Schritt zu
halten. Es war, als wollten die Erstgeborenen die kurze Distanz bis zum
Waldrand so schnell wie möglich hinter sich bringen. Seufzend warf der Hobbit
noch einen Blick zurück, über die grüne Wiese, auf der sich die Pferde
tummelten, bis hinüber zum Fluß, der klar und rauschend vorüberfloß. Er genoß
einen letzten warmen Sonnenstrahl auf seinem Gesicht und atmete die klare Luft
tief in seine Lungen.
Dann
umfing ihn schwarze Dunkelheit. Hamfast schloß gequält die Augen. Mit
schmerzlicher Deutlichkeit erinnerte er sich daran. Die Düsterkeit. Die
abgestandene Luft, die einem die Brust zusammen drückte und das Atmen schwer
machte. Die unnatürliche Stille, die nicht durch die Abwesenheit von Lauten,
sondern durch ein Verstopfen aller Freiräume mit einem ungreifbaren
undefinierbaren Etwas zu liegen schien. Die Furcht, die nach seinem Herzen
griff. Aber diesmal fühlte er sich noch elender, noch verlassener, noch
einsamer, als damals.
Denn
damals war sein treuer Bôr mit ihm gekommen, auf den er sich, mangels eigener
Orientierungsfähigkeit, hatte verlassen, und dem er seine Angst hatte
anvertrauen können. Das tapfere Elbenpony hatte sein Herrchen bei ihrer ersten
gemeinsamen Reise schon so lieb gewonnen, daß es trotz der eigenen Furcht nicht
von ihm gewichen war. Hamfast schniefte und suchte in seiner Jacke nach einem
Taschentuch. Als er es gefunden hatte, schnäuzte er ausgiebig hinein, doch auch
dieser trompetenähnliche Ton erstickte in der dicken Luft zu einem leisen
Wehen.
„Elbereth!“
hörte er Celebrimbor in kurzer Entfernung flüstern. Der Elb klang seltsam
heiser durch die dämpfende Atmosphäre.
Auf
einmal sah Hamfast durch die geschlossenen Lider einen sanften Lichtschein.
Natürlich! Das Sternenglas! Schnell öffnete er die Augen, voller Eifer und mit
neu erwecktem Mut.
Aber
was er dann sah, verwunderte ihn. Er hatte ein gleißendes weißes Licht
erwartet, so wie er es bereits zweimal erblickt hatte. Doch das Sternenglas
leuchtete nur in einem schwachen Flackern, als fiele es ihm schwer, die
Dunkelheit zu durchdringen.
In
Hamfasts Gesicht schien seine Enttäuschung und die damit einhergehende
Betrübnis nur allzu deutlich geschrieben zu stehen, denn Celebrimbor lächelte
ihm beruhigend zu. Eine Geste, die von dem stolzen Noldo vermutlich noch
erleichternder auf Hamfast wirkte, als wäre es einer seiner Freunde oder Herr
Celeborn gewesen, der ihn aufzumuntern versucht hätte.
„Wir
brauchen nur wenig Licht, um uns zurechtzufinden“, erklärte er ruhig. „Wir
wollen doch niemanden vorzeitig auf uns aufmerksam machen.“
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